Farbmanagement

Farbmanagement dient dazu, Farbinformationen so originalgetreu wie möglich zu reproduzieren. Dafür werden Charakterisierungsdateien und ICC-Profile benötigt. Internationale Normen beschreiben wichtige Eigenschaften dieser Werkzeuge, und wie sie erzeugt und angewendet werden.

  • Erzeugen von Charakterisierungsdaten

    Charakterisierungsdateien beschreiben die farbmetrischen Eigenschaften von Ein- und Ausgabesystemen. Zur Charakterisierung von Scannern, Prüfdruckern und Druckmaschinen wurden Farbtafeln entwickelt und genormt, deren Felder eine möglichst repräsentative Beschreibung des jeweiligen Ein- bzw. Ausgabefarbraums ermöglichen sollen. Steigenden Qualitätsanforderungen an die Ein- und Ausgabeprozesse sowie Automatisierungsfortschritte bei der Farbmessung führten über die Jahre immer wieder zur Erweiterung bestehender Farbtafeln.

    Die Norm

    ISO 12641 
    Drucktechnik – Datenaustausch in der Druckvorstufe – Farbtafeln zum Kalibrieren von Scannern 

    besteht aus zwei Teilen:

    • Teil 1: Farbtafeln zum Kalibrieren von Scannern
    • Teil 2: Erweiterte Farbtafeln zum Kalibrieren von Scannern

    Die in Teil 1 genormten Durchlicht- und Auflicht-Farbtafeln sind auch als ANSI IT8.7/1 und IT8.7/2 bekannt. Die erweiterten Farbtafeln von Teil 2 berücksichtigen hohe Qualitätsanforderungen, wie sie etwa beim (Faksimile-)Scannen von Kulturgütern gestellt werden. 

    Die farbmetrischen Messwerte (und deren Toleranzen) sind den Farbtafeln vom Hersteller (auch) in digitaler Form beizufügen. Während der zuletzt 2016 überarbeitete erste Teil hierfür noch das ASCII-Format vorgibt, setzt der 2019 erstmals herausgegebene Teil 2 bereits auf das moderne CxF/X-2-Format gemäß ISO 17972-2, mit dem auch Spektraldaten kommuniziert werden können.

    Das für Fotografie zuständige ISO/TC 42 publizierte 2021 einen Fachbericht (Technical Report) zu Farbtafeln für die Digitalfotografie (ISO/TR 17321-5). Eine Norm dafür existiert bis heute nicht.

    Die Norm

    ISO 12642
    Drucktechnik – Eingabedaten zur Charakterisierung des Vierfarbendrucks 

    stellt Farbtafel-Layouts nebst Referenzdaten zur Charakterisierung aller 4c-Drucksysteme zur Verfügung:

    • Teil 1: Ursprünglicher Datensatz
    • Teil 2: Vergrößerter Datensatz
    • Teil 3: Erweiterter Datensatz

    Die in Teil 1 genormte ANSI IT8.7/3-Farbtafel wurde etwa bis Anfang der 2000er Jahre allgemein verwendet. Ihre 928 Felder sind Bestandteile der in Teil 2 beschriebenen Farbtafeln – der IT8.7/4-Farbtafel mit 1617 Feldern bzw. der ECI2002-Farbtafel mit 1485 Feldern (früher in DIN 16614 genormt), die ebenfalls eine Untermenge der IT8.7/4-Farbtafel bilden. Ein Ergänzungs-Datensatz enthält weitere 112 Farbfelder typischer Hauttöne. 

    Der 2021 neu hinzugekommene Teil 3 modifiziert die IT8.7/4-Farbtafel: 29 doppelt vorhandene Felder entfallen; dafür wird eine ganze Reihe von Feldern mit bunt und unbunt aufgebauten Tönen ergänzt, die allesamt auf oder nahe der Grauachse liegen. Die so erweiterte Farbtafel umfasst 1646 Felder.

  • Erzeugen und Anwenden von ICC-Profilen

    In der Praxis werden heute meist ICC-Profile erstellt bzw. genutzt, die der Spezifikation ICC v2 entsprechen. In

    ISO 15076-1
    Farbmanagement in der Bildverarbeitung – Architektur, Profilformat und Datenstruktur – Teil 1: basierend auf ICC.1:2010 

    wurde mit ICC v4 erstmals eine ICC-Spezifikation in einer ISO-Norm verankert.

    Inzwischen ist ICC v5 als 

    ISO 20677 
    Farbmanagement in der Bildverarbeitung – Erweiterungen zu Architektur, Profilformat und Datenstruktur (iccMAX)

    verfügbar. Das durch die Erweiterungen sehr mächtige Format kann u. a. mit spektralen Farbinformationen umgehen und Farbdaten zwischen verschiedenen Lichtarten und Normalbeobachtern umrechnen. Im Zusammenspiel mit dem Messdatenaustausch-Format CxF/X (ISO 17972) soll iccMAX künftig zum Bindeglied zwischen der Printmedienproduktion und anderen industriellen und medizinischen Farbanwendungen werden. 

    In der Vergangenheit führte die relativ farbmetrische Umrechnung von Bildern je nach verwendeter Software zu unterschiedlichen Resultaten, weil für die dabei angewandte Schwarzpunkt-Kompensierung kein Standard existierte. Diesen Mangel beheben inzwischen

    ISO 18619 
    Farbmanagement in der Bildverarbeitung – Schwarzpunkt-Kompensierung

    für CMYK-Profile und 

    ISO/TS 21830 
    Farbmanagement in der Bildverarbeitung – Schwarzpunkt-Kompensierung für n-Farben-ICC-Profile

    für den Multicolor-Druck mit erweitertem Farbraum.

    Der medienneutrale RGB-Austauschfarbraum eciRGB v2 ist in 

    ISO/TS 22028-4 
    Fotografie und Drucktechnik – Erweiterte Farbkodierungen für das digitale Speichern, Bearbeiten und Austauschen von Bildern – Teil 4: European Colour Initiative RGB-Farbbildkodierung [eciRGB (2008)]  

    beschrieben. Andere Teile dieser Normen–/Spezifikationenreihe regeln die grundlegende Architektur für Farbkodierungen in der digitalen Bildverarbeitung bzw. beschreiben spezielle Austauschfarbräume für die Digitalfotografie.

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Portraitbild von  Harry Belz
Harry Belz
Referent Technik + Innovation